Die Geschichte des Lapphundes
Da ich mehrfach bei Besuchen auch nach der Abstammung und Geschichte des Lapphundes gefragt worden bin, möchte ich auch hier einen kurzen Einblick
geben.
Der Entwicklung des Lapphundes ist eng mit der Geschichte der Sami verbunden - den Ureinwohnern Lapplands. Die Sami (früher auch als Lappen bezeichnet)
besiedelten bereits vor etwa 10000 Jahren die Gebiete des nördlichen Norwegens, Schweden, Finnlands und Teile von Russland.
Aufgrund der klimatischen Bedingungen war der Ackerbau nur in südlichen Lappland möglich. Viele Sami lebten deswegen
hauptsächlich von der Jagd, in den Küstenregionen meist vom Fischfang, in den Bergregionen hauptsächlich von der Rentierjagd. Und so waren
damals die Hunde hauptsächlich Jagdbegleiter.
Diese in den Bergregionen lebenden Sami,
lebten nomadisch und folgten den Wanderrouten der Rentieren, erst nach und nach Begann die Domestizierung der Rentiere. Zunächst wurden nur
einzelne Rentiere domestiziert, die als Lastentiere benutzt, daher war der Gebrauch von Schlittenhunden eher unüblich, vereinzelt wurden
auch Schlittenhunde zum ziehen eingesetzt, aber die meisten Lasten zogen die Rentiere. Zu dieser Zeit wurde nicht gezielt gezüchtet, die Hunde vermehrten sich frei, auf
den Wanderschaften kam es in den östlichen Regionen zu Kontakt mit anderen ähnlichen Jagd- und Hütehunde oder im westlichen Regionen zu den
damals ansäßigen Wikingern. So sehen zum Beispiel die Nenets Herding Laikas teilweise den Finnischen Lapphunden zum verwechseln ähnlich. Die Nenets Laika
sind die Hütehunde der Nenzen in Russland sehr ähnlich. Wie bei den Samis, werden die Nenets Herding Laikas hauptsächlich zum Hüten eingesetzt, während
andere Laikas Jagdhunde sind.
Vor circa 400 Jahren wurde die Domestizierung intensiviert. Die Domestizierung von Rentieren ist jedoch nicht vergleichbar mit der
von Schafen
und Rindern, die Herden lebten (und leben noch immer) frei in den Wäldern und Steppen Lapplands und werden bis heute nur
zusammengetrieben, um Schlachttiere auszuwählen, den Bestand zu kontrollieren und kranke sowie verletzte Tiere zu versorgen. In dieser Zeit begann auch die
Veränderung bei den Hunden von Jagdhunden hin zu Treib- und Hütehunden. Die Hunde sollten die Rentiere nicht verletzten oder gar töten, sondern sie in
die von den Sami gewünschten Richtung Treiben.
Foto © Nord Troms Museum, Norwegen
Nicht selten fallen die Temperaturen in diesen Regionen
auf -40°C im Winter, die Sonne schafft es nicht oder nur knapp über den Horizont, Eisregen, eisige Winde und Schneegestöber mussten die
Hunde ebenso tolerieren wie +20°C im Sommer. In den Wintermonaten durften die Hunde mit in
den Koten der Sami schlafen und dienten als zusätzliche Wärmequelle, hier gleicht sich die Entwicklung des
Lapphundes mit
dem des Samojedens - auch die Samojeden durften nachts mit in die Zelte um die Kinder warm zu halten - aus diesen Grund wurde
bei beiden Rassen jede Art von Aggressivität gegenüber Menschen bestraft, was meist bedeutete, dass diese Tiere im Kochtopf
landeten. Gleichzeitig mussten die Hunde jedoch auch die Menschen und die Rentiere vor Bären und Wölfen schützen, sie
mussten sensible im Umgang mit den Rentieren sein, um eine Panik in der Herde zu vermeiden, gleichzeitig waren die Hunde
auch teilweise Selbstversorger und jagten kleinere Tiere wie Mäuse. Die Hunde mussten lernen selbstständig Entscheidungen zu treffen, bei
dem Treiben der Rentiere, die verstreut in den Wäldern Lapplands waren.
Man kann erkennen was es für einen Allrounder brauchte, um all diese Aufgaben zu erledigen. Ausdauernd, arbeitswillig und
sensibel um versprengte Rentiere zurück zur Herde zu treiben, robust um der Witterung zu widerstehen, aufmerksam und mutig
um Wölfe und Bären zu vertreiben, freundlich und einfühlsam zu Menschen. Die Hunde wurden nur bedingt nach Schönheit
ausgewählt, es wurden jedoch Hunde in Schwarz-, Braun- und Rottönen bevorzugt, sie waren einfacher gegen den Schnee zu
erkennen als weiße Tiere, von Bedeutung waren ausschließlich ihre Fähigkeiten. Grautöne waren ebenfalls nicht gern gesehen, wegen
der Ähnlichkeit zum Wolf.
- Dogs of all Nations - 1915
Große Bedeutung für die heutige
Vielfalt des Lapphundes hat jedoch die Tatsache, dass fast jede eigene Sippe
ihren eigenen Typ von Hund hatte. Die Reinzucht des Lapphundes erfolgte erst ab den 40iger Jahren. Da sich die
Kennelclubs von Schweden und Finnland nicht auf einen gemeinsamen Standard einigen konnten, entwickelten sich zwei
verschiedene Rassen, die sich zwar ähnlich sind, jedoch nicht miteinander verpaart werden dürfen - der Finnische
Lapphund und der Schwedische Lapphund. Die Bemühungen des Schwedischen Kennelclubs gingen schnell voran, wogegen es
in Finnland nur schleppend voran ging. In Finnland gab es zwei verschiedene Organisationen - der Finnische Kennel
Club und die Finnische Kennel Association. Der Finnische Kennel Club legte zunächst einen Standard für den
Lappländischen Hütehund basierend auf den samischen (langhaarigen) Hunden vor. Jedoch kreierte auch die Finnische
Kennel Association, einen Rassestandard (Lapinporokoira) auf Grundlage der samischen Rentierhütehunde. Als es zur
Vereinigung der beiden Organisationen kam, wurden alle registrierten Hunde in ein Zuchtbuch übernommen, woraus
natürlich Schwierigkeiten entstanden sind, denn die Linien unterschieden sich deutlich. Darauf hin wurden die Hunde
wieder getrennt und es wurden zwei getrennte Standards erstellt, zunächst für den Lapinporokoira und 1967 für den
Finnischen Lappund. Wie man hier gut lesen kann, liegen die Ursprünge des Finnischen Lapphundes schon sehr weit
zurück, jedoch gibt es die Reinzucht erst seit knapp 50 Jahren. Der Finnische Lapphund ist einer der sehr wenigen
Rassen wo das Zuchtbuch noch offen ist, so können Hunde die nachweislich in Lappland geboren sind und phänotypisch
(also äußerlich) den Standard entsprechen ins Zuchtbuch eingetragen werden.
Da jedoch auch in der Rentierzucht der
Fortschritt Einzug gehalten hat, geht der Lapphund meist nur noch hobbymäßig den Hüten nach, jedoch macht ihn seine
große Anpassungsgabe und sein attraktives Äußeres zu einen immer beliebter werdenden Familienhund. Jedoch sollte
man nie den Ursprung des Finnischen Lapphundes vergessen, nur mit Spaziergängen wird ein Lapphund auf Dauer nicht
glücklich sein, er braucht eine Aufgabe, sonst zeigt er schnell wie kreativ er werden kann. Es muss keine Rentierherde
sein, aber etwas Kreativität im Alltag sollte man schon mitbringen, dann kann man auch einen normalen Spaziergang
zu einen abenteuerlichen Spaziergang für den Hund machen, wo er seine Sinne und Fähigkeiten einsetzen kann.
Foto © Nord Troms Museum, Norwegen |